Freie Presse schafft den Sprung in die Lächerlichkeit

1. September 2009 at 16:36

Stephan Weidner in den Medien ist wie ein Autounfall – es ist schlimm, aber hinschauen muss man trotzdem. Am Wochenende war er zu Gast in Dresden. Die lokale Presse gibt da natürlich gerne ihren Senf dazu. Die „Freie Presse“ ist die größte Tageszeitung in Sachsen und hat Tim Hofmann ins Rennen geschickt um über das Double D Festival zu berichten. Schauen wir mal auf den Bericht, der heute in der Zeitung erschien:

Schon die Überschrift lässt auf amüsante Gedanken hoffen:

„Der W“ versucht einen Sprung über den Schatten

Da weiß man doch gleich in welche Richtung das wieder gehen wird. Und man wird auch nicht enttäuscht. Schon im nächsten Satz heißt es:

Der ehemalige Böhse-Onkelz-Bassist Stephan Weidner stellt sich in Dresden seiner Vergangenheit

Ähm, nein. Er stellte sich seinem Publikum. Dem Publikum der W-Band. Präsentierte seine aktuellen Lieder. Stephan ist kein Mensch, der in der Vergangenheit lebt. Mich würde mal interessieren wie man auf solche Gedanken kommt!?

Das war natürlich nur das Aufwärmen. Jetzt geht es ans Eingemachte. Anschnallen:

Dresden. Während am Sonntag die NPD bei der sächsischen Landtagswahl rund die Hälfte ihrer Wähler verlor und dennoch erstmals den Wiedereinzug in den Landtag schaffte, musste Stephan Weidner, ehemaliger Bassist der Böhsen Onkelz, mit seinem Soloprojekt „Der W“ sein ursprünglich in der Jungen Garde geplantes Dresden-Konzert in den wesentlich kleineren Schlachthof verlegen.
Gibt es da etwa einen Zusammenhang?

Stephan und seine Fans immer wieder mit der NPD in Zusammenhang zu bringen, ist mehr als lächerlich. Wer stand denn vor der letzten Landtagswahl 2004 bei euch vor dem Leipziger Publikum und hat folgendes Statement gebracht?

Mehr braucht man zum Thema NPD nicht sagen.
Und Stephan musste das Konzert verlegen. Wer war denn der Veranstalter? Recherchiert ihr auch zwischendurch mal? Der Till vom W-Blog hilft da gerne in einem Kommentar:

Weder Stephan, noch die Firma 3R ist Veranstalter des Double D-Fest. Folglich gibt es keinen Einfluss auf den Veranstaltungsort.

Dann geht es weiter:

Vielen gilt Weidner nach wie vor als schillernde Persönlichkeit des Rechtsrock

Wem? Zählen Sie sich dazu?

Der Rest des Absatzes ist mir einfach zu blöd um den hier zu zitieren. Alles schon 1000 Mal gelesen und immer wieder herzhaft gelacht. Don’t feed the troll heißt es an der Stelle für mich. Vielleicht stellt er sich ja schlauer an, wenn er Texte und Aussagen zitiert. Schauen wir mal:

Es bleibt nichts anderes, als den „W“ […] an direkten Aussagen zu messen.

Spannung…

Das ist dann der Punkt, an dem der Musiker mitunter über sich selbst stolpert. Etwa, wenn er in der Ansage zum Song „Schatten“ beklagt, man müsse doch auch mal die Vergangenheit ruhen lassen. „Wie ein falscher Akkord/Am Anfang eines Lieds/Ich bin nicht mehr ich/Nicht die Person die du siehst/Du siehst nur den Schatten/Meines früheren Ichs/Schnee von gestern/Nur nie wirklich mich“, singt Weidner, um dann in „Mein bester Feind“ zu fordern: „Friss deine Worte/Und bereue was du sagst/Hast du am Ende/Vergessen wer du warst“.

Ein Mensch entwickelt sich. Wer nur in seiner Vergangenheit lebt, entwickelt sich eben nicht. Wer mal Google benutzt, wird schnell finden, dass sich „Mein bester Feind“ an Gonzo richtet, sogar Sie Herr Hofmann. Was das also im Kontext zu Schatten bedeuten soll, müssen Sie mir mal erklären. Es reicht eben nicht aus nur auf die blanken Texte zu schauen. Man muss auch wissen was der Künstler damit meint und wen er meint. Das dann als „Widersprüchlichkeit“ zu bezeichnen ist dann ein Folgefehler Ihrer schlechten Arbeit. Apropos Widersprüchlichkeit:

nicht an geistreichen, deutlichen Ansagen mangelte – so hält er beispielsweise das Publikum beim Song „Angst“ dazu an, auf fremde Menschen offen zuzugehen.

Ich gebe zu, die Ansagen von Stephan sind deutlicher als seine Lieder. Für Sie! Für uns (die Fans, die Sie immer wieder versuchen in eine Ecke zu drängen) sind die Lieder so deutlich wie für Sie die Ansagen. Ihnen fehlt einfach das Hintergrundwissen zu den Liedern. Dieses kann man sich allerdings erarbeiten. Wenn man das will. Macht aber Aufwand.

Doch dieser Konzertabend machte auch klar, dass pauschale Vorurteile einfach nicht angebracht sind.

Warum verbreiten Sie dann danach so viele in Ihrem Artikel?

Es sollte zur Kenntnis genommen werden: Der W äußert sich öffentlich gegen Gewalt und verbreitet viele kosmopolitische Gedanken.

Und nun überdenken Sie doch mal bitte den Rest des Artikels. Und wenn ich Ihnen da mal helfen darf, die Onkelz haben sich ebenfalls öffentlich gegen Gewalt geäußert. Und das schon länger als es das Internet gibt. Nur um mal die Dimensionen zu zeigen.