Ein Gastartikel von Domi Herold
Nasskalter Wind peitschte den vor der altehrwürdigen -teils verruchten- Szenerie wartenden Fans ins Gesicht und umhüllte das Panorama der Christkindlsmarktstadt in einen melancholischen Eigencharme. Der W-Tross hat pünktlich zum Schneefallbeginn in Bayern Halt gemacht, genau genommen im bestens bekannten Löwensaal. Eben jener Location, die ihre Türen auch für die „Schneller, Höher, Weidner Tour“ öffnete und damals lediglich durch eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit zum Gesprächsthema wurde. Weder war die Halle – wobei, der Name „Löwensaal“ eigentlich selbstredend ist und weitaus mehr Repräsentativität aufweist – ausverkauft, noch war die Stimmung so, als dass man Jahre später noch Worte darüber verlieren müsste.Vielleicht war die suboptimale Saalauslastung Grund für das damals eher langatmige Konzert. Vielleicht war es auch eine tiefe innere Abneigung aller Anwesenden gegenüber diesem alten nach Schweiß stinkenden Gebäude. Die Chemie stimmte damals einfach nicht, der Funke sprang nicht über – es fehlte schlichtweg die Resonanz, die Tragfähigkeit der Emotionen. Das worauf es bei einem Konzert eben ankommt. Authentizität, der Wille einen Teil von sich loszulassen, damit etwas Großes entsteht. Ein Konzert ist immer ein Geben und Nehmen, dass nur dann gelingt, wenn Band und Fans auf einer Welle schwimmen, wenn ein „Spirit“ durch die Hallen fegt, der für diese knapp zwei Stunden allen inne wohnt. Nun, warum ich dennoch ein paar Takte über das damalige Konzert verliere, erklärt sich leicht. Dieses mal stimmte die Chemie, und wie! Der Verbund zwischen JC, Dirk, Henning und Stephan, zwischen den jungen und alten Fans, zwischen dieser zutiefst hässlichen Halle und der umschwenkenden Temperatur – von Zittern lassenden Minusgraden in eine feucht fröhliche Sauna-Atmosphäre – gelang, und wie gut er das tat! So gut, das sogar der W persönlich Nürnberg als einen seiner Tour-Favorites rühmte.
Doch zunächst alles auf Anfang:
Gegen 18 Uhr kreuzte ich vor der Halle auf, um zunächst einen kurzen Plausch mit Freddy zu halten – während ich den Launen des Dezembers schamlos ausgeliefert war, erzählte er von seiner eben in den Eschenbach-Bus georderten Pizza. Nun, 1-0 für Freddy. So ein Backstagepass hat seine Vorteile. Ich dachte mir in alter W-Manier „Gewinnen kann jeder“. Das Schicksal sollte mich belohnen und mir kurz darauf den Ausgleich schenken. Während sich gegen 19 00 Uhr nämlich die Schleusen öffneten und die W-Fans in Richtung Wärme strömten, wartete unser lieber Freddy immer noch auf seine Pizza. Dazu muss man allerdings sagen, dass die taktischen Probleme mit dem Einlass Freddy bereits bekannt sind, hatte er doch schon bei der Autournomie 1 in der Dortmunder Westfalenhalle den Einlass gnadenlos verpasst – die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Westfalenhalle, gutes Stichwort! Natürlich waren – wie damals – auch heute wieder Eschenbach als Vorband aktiv. Chapeau meine Freunde, ich muss sagen ihr habt euch echt gut gemacht. Nicht nur das konnte ich feststellen, sondern auch wie hoch die Akzeptanz der Weidnerfans für euch und eure Lieder schon ist. Manche Zungen sprechen schon davon, dass ihr ein Teil der W-Family geworden seid. Höhepunkt sicherlich hunderte von Fäuste, die bei „Blick in den Spiegel“ zielsicher gen Bühne gestreckt wurden und von deren Besitzer textsicher untermalt worden sind. Mission accomplished, genau das was man von einer Vorband verlangt.
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