Eschenbach – Weidner – Russell
Ich hab die Sache erstmal ein paar Tage sacken lassen um einen übertrieben emotionalen Beitrag zu verhindern. Da Stephan Weidner nicht unwesentlich an der Sache beteiligt ist, schreib ich ein paar Zeilen darüber. Aber von vorn:
Was ist passiert?
Eschenbach wird im Oktober ihr Debutalbum auf den Markt bringen. Dieses wurde jetzt schon über ein Jahr angekündigt und die Werbetrommel ordentlich gerührt. Vor allem von Stephan Weidner dem Produzenten der Band. Die Historie kann man hier, hier, hier und hier nachlesen. Wenn ihr die Links aufmerksam gelesen habt, habt ihr festgestellt, dass bereits im Februar verkündet wurde, dass Kevin Russell (ehem. Sänger der Onkelz) ein Lied darauf singt. Am Donnerstag (09.07.2009) gab man dann bekannt, dass Kevin diesen Song nicht mehr singt auf dem Album. Schauen wir uns mal die Begründung an:
Uns ist natürlich nicht entgangen, was in den einschlägigen Foren los ist, welche Erwartungen an unser Album geschürt werden und vor allem, an welch exponierter Lage sich die Zusammenarbeit mit Kevin Russell eurer Aufmerksamkeit präsentiert.
Wer solch einen prominenten Gast auf seinem Album präsentieren will, darf sich doch nicht über die hohen Erwartungen wundern. Auf das Thema „einschlägige Foren“ gehen sie auch noch genauer ein:
…manche sahen in Eschenbach durch die Zusammenarbeit mit Kevin und Stephan eine Onkelz-Reinkarnation und andere wieder verleugneten gar den Bandcharakter…
Eine Reinkarnation weil Stephan produziert und Kevin einen (!!!) Song singt? Lächerlich. Wenn Stephan in sein Forum gucken würde, was da teilweise für ein pubertärer Mist geschrieben wird, müsste er ähnliche Entscheidungen treffen. Leute die sowas schreiben sind entweder sehr jung oder Trolle. Danach folgt der für Eschenbach ausschlaggebende Punkt:
Wir möchten mit unserem Debüt ein Statement setzen und ein eigenes Profil entwickeln.
Das ist schön und lobenswert. Wer aber solch Prominente der Szene um sich hat und über diese Kanäle Werbung betreibt, darf sich nicht wundern wenn sich da (gewollt oder nicht) ein Profil bildet. Hat einerseits den Vorteil, dass man eine gewisse Fanbase ansprechen kann, andererseits natürlich das jetzt auftauchende heraufbeschworene Problem. Ihr solltet euren potentiellen Fans zutrauen euer Profil zu entdecken. Diese jetzt bewusst zu verjagen oder gar damit Stärke zeigen zu wollen ist schon eigenartig. Das alles ist schon merkwürdig genug, aber ihr, liebe Eschenbacher, setzt noch einen drauf:
Aus Zeitgründen kann der Gesang nicht mehr von Riitchy (Sänger Eschenbach – Anmerkung WWBlog) übernommen werden, sondern Stephan Weidner wird auf der vollausproduzierten Albumversion zu hören sein.
Ah ja, da tauscht man also einen Ex-Onkel gegen den anderen. Super Schachzug. Der ist ja sowieso Produzent und stört dadurch das „eigene Profil“ nicht, oder wie hat man das zu verstehen? Glaubt ihr nicht, dass jetzt die gleichen Geister gerufen werden wie die, die ihr gerade versucht loszuwerden? Gut, das ist jetzt vielleicht übertrieben, weil Stephan ja eh schon stark am Album beteiligt ist. Verdeutlicht aber die Außenwirkung des Statements und des Rückziehers.
Irgendwie klingt diese ganze Erklärung von Eschenbach wie eine Halbwahrheit. Eine sehr merkwürdige Argumentation der Vorgehensweise um es mal vorsichtig auszudrücken. Soll uns aber nicht davon abhalten im Oktober mal ins Album zu hören und dann ein objektives Urteil zu fällen. Genauso wie wir es gemacht hätten, wenn Kevin darauf zu hören wäre. Weil wir eben nicht an eine Reinkarnation denken, sondern aus der Vergangenheit gelernt haben, dass Stephan einen guten Riecher für gute Musik hat. Was bleibt ist ein fader Beigeschmack rund um Eschenbach…
Hat jemand eigentlich ein Statement von Kevin gehört?
Hat jemand eigentlich ein Statement von Kevin gehört?
Ne, bisher nicht. 😉 Aber von Till Erdenberger:
„Der Song ist in Absprache mit Kevin nicht auf der Platte, er wurde nicht einfach „abserviert“. Man muss es nicht mögen, aber wie man sich von einer Band persönlich angegriffen fühlen kann, um zu solchen prä-pubetären Statements zu gelangen ist mir schleierhaft. Ich schätze mal, dass diese Entscheidung die Band 2000 Platten kostet, die sie weniger verkaufen. Bescheuerter kann man aus Businesssicht eigentlich kaum sein. Deshalb kann man dieser Entscheidung Gleichkültigkeit oder Respekt entgegen bringen.Aber wie man deswegen so aus dem Sattel gehen kann, ist völlig bizarr. Kevin hat mit seinem Auftritt in Geiselwind ein Statement und Lebenszeichen gesetzt, das viel mehr wert sein sollte als ein Gastbeitrag auf einer CD einer anderen Band. Ihr dürft davon ausgehen, dass dieser Fakt in die Entscheidung mit rein gespielt hat.
Desweiteren: Es sollte doch klar sein, was der Unterschied zwischen „Kevin singt Stephan-Song“ und „Stephan singt Stephan-Song“ im Hinblick auf „Reinkarnationsgefahr“ bedeutet. Wenn hier der eine oder andere mal wenigstens zwei Stunden pro Tag die Hasskappe ausziehen würde, wäre das wirklich schön.
Und noch ein „desweiteren“: Mit jedem einzelnen, der hier was von „die spinnen doch, die Penner, jetzt hol ich mir die Platte nicht mehr“ wird deutlicher, wie richtig die Ansage war.“