11.04.2009 – der W live in Mannheim
So sah es um 19:30 Uhr vor der Halle aus. Pünktlich zu meinem persönlichen Tourstart zog bestes Frühlingswetter über das Land. Wie früher sitzt man in Gruppen vor der Halle, vernichtet die letzten privaten Bierreserven und zieht eine Kippe nach der anderen. Das ist Anspannung. Das ist Gemütlichkeit. Während in der Halle schon die jüngeren Fans die ersten Reihen belegen, wird sich draußen locker die Zeit vertrieben. Danach geht es lockeren Schritts in die Halle. Merchandise-Stand wird erkundet und beim Bierstand brav in die Reihe gestellt.
Apropos Bierstand. Da gab es doch die ein oder andere Geschichte in Mannheim. Wenn man lange Schlangen vermeiden möchte, stellt man mehr als eine Zapfanlage im Foyer auf. In Mannheim mag man wohl lange Schlangen vor der Theke. Natürlich gab es auch Cola und Wasser und diese Sachen konnte man auch schneller einschenken, weil die eben nicht aus dem Hahn kommen. Und so fragte eine junge Dame in regelmäßigen Abständen ob denn nicht jemand Cola oder Wasser wolle. Die Antwort vom wartenden Volk war immer gleich: lautes Lachen! Die Stimmung war also gut. Dann drehte ich mich nach rechts um und sah ein Tattoo. Das Tattoo war nicht das Besondere, sondern die Position. Normalerweise blickt man in ein Gesicht wenn man sich dreht – ich sah einen Oberarm. Ein echter Stiernacken weit jenseits der 2-Meter-Marke stand da. Im nächsten Augenblick sah er das Tourshirt eines noch kleineren Fans. Um alle Daten lesen zu können, musste er dieses kurz richten. Der bemerkte es und drehte sich um. Seine Augen wurden groß – sehr groß. Was machte der Riese? Er lächelte peinlich berührt und gab ihm einen freundlichen Klapps auf die Schulter. Irgendetwas strahlte der Typ aus. Echt coole Szene.
Licher Pils gab es übrigens. Sehr süffig. Jetzt aber in die Halle – Pro Pain kommt gleich auf die Bühne. Als die Band zu spielen beginnt, ist erst ca. 2/3 der Halle besetzt. Pro Pain ist laut. Sehr laut. Den Text versteht man kaum, wenn man selbigen nicht kennt. Aber bei der Stimme ist das auch nicht wichtig. Wenn es eine typische Rockerstimme gibt, dann ist es die von Gary Meskil. Immer wenn ich diese Reibeisenstimme höre, muss ich daran denken wie die 2005 auf dem Lausitzring „Terpentin“ gespielt haben. „Are you waiting for Stephan Weidner?“, heizt Gary ein. Nach 45 Minuten verabschiedet sich die Band und macht Platz für die Umbaupause.
Zur Halle muss ich noch sagen, dass sie sehr gut klimatisiert war. Die Außentemperaturen waren ja relativ hoch, aber in der Halle merkte man das nicht. Ist auch nicht selbstverständlich, wie ich noch erfahren sollte. Dann war es endlich soweit. Nach fast 4 Jahren mal wieder Herrn Weidner live reden und singen zu hören. Nach einem (wie ich finde) zu kurzem Intro kommt der W zwo drei. Kraftvoll hüpft er auf der Bühne umher und gibt von Anfang an Vollgas. Der Text sitzt, die Band spielt genial und die Akkustik ist in der Halle auch super. Nur die Fans sind noch nicht auf Hochtouren. Die brauchen noch 3-4 Lieder um endlich die Halle zum Rocken zu bringen. Bei „Schatten“ ist es geschehen. Der Funke sprang über. Bei „Stille Tage im Klischee“ lässt der W die Fans kräftig mitsingen, bei „Zwischen Traum und Paralyse“ gibt es Feuerzeuge bevor bei „Komm schon“ wieder gerockt wird. Dieses Lied ist übrigens eines meiner persönlichen Highlights auf der Setlist. Da passt einfach alles. Hast du gut geschrieben, Stephan! 😉 Bei „Asche zu Asche“ denke ich so: Das ist das perfekte Lied um ein Blog zu schließen. Aber nur die Live-Version. Dieses „Hallo Rest meines Lebens“ geht so rein. Unglaublich.
Aufgrund des Songmangels wird das ganze Album gespielt und man kann von keinem Titel behaupten, dass das live gar nicht geht. Jeder Song hat was für sich. Die Setlist wirkt extrem rund. Und so sieht man auch nur in zufriedene Gesichter. Und diese Gesichter sind mal wieder bunt gemischt. Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Rocker in Lederklamotten im mittleren Alter, kurzhaarige zwischen 20-30 und nicht zuletzt die Teenies in den ersten Reihen. Es hat sich nix verändert…
Und so trinkt man noch im Foyer das ein oder andere Bier zusammen und hört sich die verschiedenen Dialekte an. Wie familiär und gemütlich es hier ist, merke ich als Gary Meskil von Pro Pain mir plötzlich gegenüber steht, sich mit Fans unterhält und fleißig Autogramme gibt. Aber das sollte ja noch nicht alles sein. Ein paar Minuten später taucht auch JC Dwyer (Drummer in der W-Band) an selber Stelle auf. Da zücke ich meine Cam und erwische ihn dabei wie er gerade am Bier nippt. Nur leider hat er mich auch erwischt und guckt mich jetzt merkwürdig an. Ich versuche ebenso zu gucken. Er grinst. Dann wird er wieder ernster. Kommt auf mich zu – mit einem Blick den ich noch nicht deuten kann. Sah so aus als wollte er die Cam um das Bild zu löschen. Und tatsächlich schnappte er sich die Cam, aber im gleichen Augenblick auch mich. Hielt sie schräg vor uns und drückte ab:
Danach wechselten wir noch ein paar Worte. Er stellte sich mir sogar vor: „I´m JC“. Als wenn ich nicht wüsste wer er ist. 🙂 Natürlich spricht er nur Englisch, was die Sache nicht unbedingt einfacher machte. Das Beste was mir einfiel war ihn auf seine Vergangenheit bei Pro Pain anzusprechen. Darauf redete er munter drauf los und sagte mir dann noch wie wohl er sich jetzt in Stephans Band fühlt. Ein sehr sehr cooler Typ der JC.
Der Weg zum Hotel war schwieriger als gedacht. Die meisten nahmen ein Taxi. Das war mir aber zu einfach und so schloss ich mich einer Gruppe an, die die einzige (!!!) Buslinie von dort nahmen. Diese führte über diverse Vororte Mannheims und wir waren uns nicht sicher ob wir die Innenstadt erreichen. Die 2 Einheimischen in dem Bus waren sich auch uneinig wo man denn umzusteigen hat. Die Stimmung war dennoch prächtig. Der Schweizer neben mir meinte nur in seinem Akzent: „Es ist doch euer Land – ihr müsst euch doch auskennen“. Gelächter. Als wir dann endlich eine Straßenbahn sahen, stiegen wir aus und kamen so doch noch ans Ziel. Es war schon nach Mitternacht und für die meisten ging die Reise noch weiter in Richtung Heimat. Ich bin ins Hotel und am nächsten Tag machte ich mich auf nach Karlsruhe. Was es da für Geschichten zu erzählen gab – das gibt es beim nächsten Bericht.
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